„Variaciones sobre el canto de todos“
(Variationen über den Gesang aller) ist ein 2025 komponiertes Werk für Zupforchester, das von dem Lied „El derecho de vivir en paz“ (Das Recht, in Frieden zu leben) des chilenischen Liedermachers Víctor Jara (1932-1973) inspiriert wurde.
Jaras 1969 geschriebenes Lied kritisiert die Ereignisse des Vietnamkriegs und macht gleichzeitig Hoffnung auf eine friedliche Welt. Später wurde es zu einem Symbol des Protests gegen die chilenische Militärdiktatur von Augusto Pinochet und zu einer Hymne während der chilenischen Demonstrationen von 2019-2022, die eine egalitärere Gesellschaft forderten.
In seiner Komposition entwickelt Letelier eine klassische Variationen-Struktur: Zunächst wird die Originalmelodie von Víctor Jara präsentiert, gefolgt von 8 Variationen. Die ersten Variationen nähern sich dem Thema an, um sich dann in Harmonie, Rhythmus und Melodie immer weiter zu entfernen. Obwohl viele Variationen der persönlichen Vorstellung des Komponisten entspringen, gibt es auch Variationen im Stil der argentinischen Zamba oder des peruanischen Huayno, wodurch die Klangwelt der Anden in die Komposition einfließt.
In diesem Werk versucht der chilenische Komponist Martín Letelier, seine eigene
musikalische Identität zu erforschen und sich gleichzeitig mit historischer Erinnerung zu befassen. Obwohl das Lied “El derecho de vivir en paz” vor mehr als fünfzig Jahren geschrieben wurde, ist seine Thematik immer noch aktuell, so dass es notwendig ist, es wieder aufzugreifen und weiter darüber nachzudenken.
Der Komponist: Martín Letelier (*1987)
Martín Letelier (1987) ist ein chilenischer Komponist mit Wohnsitz in Köln. Er ist im Bereich der zeitgenössischen Musik tätig und hat für seine Werke zahlreiche Anerkennungen erhalten, wie z. B. den ersten Preis und den Publikumspreis beim Kompositionswettbewerb in Regensburg 2022 für seine Komposition „Gedicht“ für Sopran und Streichorchester. Im Jahr 2020 wurde er für einen Pulsar Award in der Kategorie „Bester klassischer Künstlerin“
für sein Werk „Ya no van a haber robots“
nominiert, das vom Ensemble Musikfabrik
uraufgeführt wurde. Für sein Orchesterstück
„El Laberinto del Minotauro“ gewann
er den Concurso de Composición Luis Advis,
Chiles renommiertesten Kompositionspreis.